NEOWISE - der Komet am Morgenhimmel

Bild: Fred Espenak
 
Kometen sind wie Katzen, sie haben einen Schwanz und machen was sie wollen. Dass der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) eine so schöne Sichtbarkeit in der zweiten Nachthälfte zeigt, konnte man nicht ahnen.

Die Aufnahme gelang Fred Espanak am 4. Juli in der anbrechenden Dämmerung über Arizona, USA. Der Komet war laut Fred Espenak auch mit bloßem Auge zu sehen und im 7x50-Fernglas sogar der Schweif zu erkennen. Die Sichtbarkeit sollte sich in den kommenden Tagen verbessern, da sich der Komet in den Abendhimmel bewegt: Vom südlichen Ausläufer des großen Bären (Ursa Major) in das Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices). Das lateinische Wort Coma für Haar ist auch der Namensgeber für diese Klasse von Himmelskörpern, den Kometen. Man könnte sie also auf Deutsch als Haarsterne bezeichnen, Katzensterne wäre aber aufgrund ihres überraschenden Verhaltens ein besseres Wort.

Der Komet ist auf einer lang gezogenen hyperbolischen Bahn um die Sonne gestürzt und macht sich nun auf den langen Weg zurück in sein angestammtes Reich, den äußersten, eiskalten Zonen unseres Sonnensystems. Diese Grafik zeigt seine langgezogene Hyperbelbahn als weiße Linie mit der Position des Kometen Mitte Juli als weißen Punkt:

Quelle:ssd.jpl.nasa.gov

Aus unserer irdischen Sicht scheint der Komet in dieser Grafik direkt vor der Sonne zu stehen. Doch das täuscht. Kippt man die Grafik um 90 Grad, sieht man, dass der Komet Mitte Juli weit oberhalb der Sonne steht. Er ist also in nördlicher Himmelsrichtung zu sehen, wenn die Sonne unter dem Nordhorizont steht. Genau da finden wir auch das Sternbild Großer Bär:

Quelle: ssd.jpl.nasa.gov

 Der Komet verdankt seinen Namen dem Weltraumteleskop WISE. Dieses ursprünglich als Infrarotteleskop gestartete Observatorium hat seine eigentliche Mission längst hinter sich gebracht. Das für die Infrarotkameras notwendige Kühlmittel begrenzt die Lebensdauer solcher fliegender Infrarotteleskope. Seit der Erfüllung seiner Hauptaufgabe, nämlich der vollständigen Kartierung des Himmels im infraroten Spektralbereich, wird es unter der Bezeichnung NEOWISE zur Erforschung von Kleinkörpern unseres Sonnensystems verwendet. Dem Teleskop verdanken wir auch die Entdeckung dieses Kometen.


Bild und Quellen:
  • Genauere Informationen zur Sichtbarkeit gibt die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
  • Die Aufnahme oben erstellte Fred Espenak mit einer Nikon D7200, 70-300mm Nikon Objektiv bei 300mm, f/5.6, Belichtungszeit 1,6 Sekunden, ISO 400, ohne Nachführung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen