Diese Aufnahme des Kometen gelang Julian Zoller |
Am 23. Juli wird er unserer Erde bis auf 103 Millionen Kilometern nahekommen. Seine Aufgänge am Himmel verfrühen sich, so dass er ab dem 13. Juli am Abendhimmel zu sehen ist. Man muss aber schon wissen, wo man ihn finden kann. Da hilft diese Karte der Vereinigung der Sternfreunde e.V. Sie zeigt den Weg des Kometen durch das Sternbild Großer Bär in den folgenden Nächten:
Quelle: Vereinigung der Sternfreunde e.V. |
Der große Wagen ist ein berühmter Teil des Sternbildes Großer Bär. Er markiert das Hinterteil mit dem Schwanz der Bärin. Der Komet umspielt die Tatzen der Bärin, ist also ein ganzes Stück näher am Horizont als der Wagen. Ein Fernglas ist das ideale Instrument, um den Kometen zu finden und zu beobachten.
Das folgende Bild von Julian Zoller gibt sehr stimmungsvoll den Anblick des Kometen am Nachthimmel wieder:
Landschaft mit Komet. Aufnahme von Julian Zoller |
Insbesondere das erste Bild des Kometen zeigt, dass er neben dem weißlichen Kometenschweif einen zweiten bläulichen Schweif ausgebildet hat.
Bevor überhaupt ein Schweif entstehen kann, muss der Komet der Sonne relativ nahekommen. Eigentlich verbringt ein Komet wie NEOWISE den allergrößten Teil seiner Existenz in der eisigen Kälte großer Sonnenentfernung jenseits der Neptunbahn. Auf diesen Umstand verweist das C in seinem Namen. Das C erhalten nichtperiodische Kometen, also solche mit einer Umlaufdauer von über 200 Jahren. Zum Vergleich: Das Neptunjahr dauert 165 Erdjahre.
Kometen sind schmutzige Schneebälle. Wenn ein Komet - warum auch immer - in Richtung Sonne stürzt, sublimieren seine eisigen Bestandteile: Aus Eis wird schlagartig Gas, das Staubpartikel mitreißt. So bildet sich in etwa bei Jupiterentfernung eine mehrere zehntausend Kilometer durchmessende Wolke aus Gas und Staub - Koma genannt - um den eigentlich nur wenige Kilometer großen Kometenkern. Trifft der Sonnenwind und die Sonnenstrahlung auf diese Koma, werden die Teilchen mitgerissen. Es bildet sich ein Schweif.
Übrigens: Mit Eis ist hier nicht nur Wassereis gemeint, sondern auch gefrorenes Ammoniak, Methan, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methanol, Ethan, Schwefelwasserstoff und weitere Substanzen, die in der Entfernung unserer Erde von der Sonne nicht feste Substanzen sind.
Bei der Bildung des Schweifs sind zwei Mechanismen zu unterscheiden: Der Druck der Sonnenstrahlung (Lichtdruck) setzt die Staubteilchen langsam in Bewegung und bildet den Staubschweif aus. Die träge Masse der Staubteilchen lässt ihnen auch einen Impuls in der Richtung der ursprünglichen Bahn des Kometen. Daher ist der Staubschweif gekrümmt.
Der bläuliche Plasmaschweif - auch Ionenschweif genannt - wird jedoch nicht vom Licht, sondern vom Sonnenwind erzeugt. Der Sonnenwind ist ein Strom von Teilchen, das sind vor allem Protonen, Elektronen und Heliumkerne (Alpha-Teilchen). Dieser Wind aus geladenen Teilchen führt solare Magnetfelder mit sich. Die intensive UV-Strahlung unserer Sonne ionisiert das Gas in der Koma, das heißt den Gasmolekülen werden Elektronen entrissen. Die so elektrisch geladenen Moleküle werden vom mitgeführten Magentfeld des Sonnenwinds aus der Koma gerissen, indem sie den Magnetfeldlinien folgen und bilden so den Plasmaschweif aus. Da die Moleküle viel leichter sind als der Staub, schießen sie mit Hunderten Kilometern pro Sekunde vom Halo fort. Der Plasmaschweif ist daher gerade und direkt der Sonne entgegengerichtet.
Bei jedem Periheldurchgang verliert ein Komet so circa 0,1% seiner flüchtigen Substanzen.
Der Staubschweif des Kometen C/2020 F3 (NEOWISE) zeigt an seinem Ansatz - dem Halo des Kometen - eine merkwürdige Gabelung. Das ist auf der obersten Aufnahme wunderbar zu erkennen.
Bilddaten:
- 110x20s, 10x5s
- 150 mm f/2,8 Hypergraph6
- Omegon Kamera veTEC 16000 C Color
- NEQ6
- Bearbeitet mit PixInsight und Photoshop
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