Der Große Wagen - sehr groß!

Credit: Rogelio Bernal Andreo (DeepSkyColors.com), zur Großansicht
Diese Gruppe von sieben Sternen kennt wohl jeder Bewohner der nördlichen Hemisphäre. Dabei ist der Große Wagen gar kein eigenes Sternbild, sondern ein Teil des riesigen Sternbilds Großer Bär (Ursa Maior). Der Astrofotograf Rogelio Bernal Andreo hat eine grandiose Panoramaaufnahme des Großen Wagens angefertigt. Es lohnt sich wirklich, die Großansicht des Bildes zu laden und in der Detailfülle zu baden.

Damit niemand verloren geht, hat der Fotograf gleich noch eine beschriftete Variante bereitgestellt:

Credit: Rogelio Bernal Andreo (DeepSkyColors.com)
Hier sieht man nun deutlich die sieben Sterne der Sternfigur Großer Wagen. Andere Kulturen haben diese Anordnung anders interpretiert und benannt, etwa als Großer Schöpflöffel, Große Bratpfanne oder als Sarg, dem drei trauernde Frauen folgen. Bei den Römern handelte es sich um sieben Dreschochsen, die im Laufe der Nacht im Kreis gehen. Das erklärt die Benennung des benachbarten Sternbilds Bootes (Bärenhüter oder eben Ochsentreiber). Der Punkt, den die sieben Ochsen umkreisen ist natürlich der nördliche Himmelspol, der zufälligerweise ziemlich genau durch den Polarstern markiert wird. Verlängert man die Strecke von dem Stern Merka zu Dubhe um das Fünffache, so treffen wir auf den Polarstern. Der Große Wagen ist nicht nur deswegen ein guter Ausgangspunkt, um sich am nächtlichen Himmel zurecht zu finden.
Was dieses Bild so eindrucksvoll macht, sind gerade die Objekte. In der unteren Abbildung sind mit grüner Schrift ein paar davon markiert.

  • M 101 ist eine 21,8 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie. Sie wird auch Feuerradgalaxie (Pinwheel-Galaxy) genannt. Wir sehen diese Spiralgalaxie von oben, also nicht von der Kante. Sie gilt als ein Musterbeispiel für eine Spiralgalaxie vom Typ Sc. M 101 gehört zu einer ganzen Galaxiengruppe, deren Wechselwirkung für eine hohe Sternentstehungsrate in M 101 sorgt. Diese Sternentstehungsgebiete liegen in den Spiralarmen von M 101 und stellen sie so deutlich raus. Der Durchmesser von M 101 liegt fast beim doppelten unserer eigenen Milchstraße!
  • M 51 links unten ist ebenfalls eine Spiralgalaxie, die wir von oben ("Face on") sehen. Die schöne Spirale wird daher auch Strudelgalaxie (Whirlpool-Galaxy) genannt. Eigentlich handelt es sich um ein Paar wechselwirkender Galaxien, bestehend aus der großen Spirale und der irregulären Galaxie darüber. Die Begegnung der beiden Galaxien führt ebenfalls zu einer hohen Sternentstehungsrate. Beide Galaxien sind mit 26,8 Millionen Lichtjahre noch etwas weiter entfernt als M 101. Eigentlich gehört M 51 nicht mehr zum Sternbild Ursa Maior, sondern zu Canes Venatici, den Jagdhunden.
  • M 109 ist nur 1° von dem hellen Stern Phekda entfernt. Dies und die große Entfernung von 68 Million Lichtjahren erschweren die Beobachtung. Anders als die beiden bisher genannten Galaxien zeigt M 109 eine balkenartige Struktur im Kernbereich. M 109 gehört zur Galaxienklasse der Balkenspiralen, genauer zur Klasse SBc.
  • M 108 ist eine Galaxie, von der Größe unserer Milchstraße. Ander als die bisher erwähnten Galaxien sehen wir diese von der Seite ("Edge on"). Daher streiten sich auch die Gelehrten um die Galaxienklasse, ist es eine Spiralgalaxie oder eine Balkenspirale?
  • Kommen wir nun zu etwas völlig anderem: M 97 ist keine Galaxie, sondern ein sogenannter Planetarischer Nebel. M 97 wird auch Eulennebel genannt. Planetarische Nebel haben nichts mit Planeten zu tun. Es handelt sich vielmehr um die abgestoßene Hülle eines alten Sterns, die vom übrig gebliebenen Sternenkern von innen zum Leuchten angeregt wird. Ein kleiner Blick in die Zukunft unserer eigenen Sonne. Der Eulennebel ist mit 6000 Jahren recht jung. Er befindet sich in 4000 Lichtjahren Entfernung.

 Die hier beschriebenen Objekte sind mit einer sogenannten Messier-Nummer versehen, da sie von dem französischen Astronomen Charles Messier (1730-1817) in einem Katalog verzeichnet wurden. So erklärt sich das vorangestellte M.

Das ist aber nur eine Auswahl der Dinge, die es auf diesem Bild zu sehen gibt.

Sterne und andere Objekte eines Sternbilds gehören in der Regel nicht irgendwie zusammen. Sie stehen nur zufällig in derselben Richtung am Himmel, sind aber meist sehr weit voneinander entfernt. Wir haben nunmal keinen Sinn für die Tiefe. Manche Objekte auf dem Bild gehören aber doch zusammen: So zum Beispiel die Galaxien M 108 und M 109, die Teil des Ursa-Maior-Galaxienhaufen sind. Die Sterne Merak, Phekda, Megrez, Alioth und Mizar bewegen sich alle in dieselbe Richtung. Sie bilden einen Bewegungssternhaufen, den sogenannten Bärenstrom. Da auch am Himmel weit entfernte Sterne, wie zum Beispiel der Sirius zum Bärenstrom gehören, scheint unsere Sonne inmitten dieser Sterngruppe zu stehen.

Vielleicht noch eine kleine Anmerkung, in welchen Verhältnis die Sterne zu den Messier-Objekten stehen: Die Sterne sind praktisch Nachbarn unserer Sonne, die hellen sind keine hundert Lichtjahre entfernt. Die Sterne gehören alle zu unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße. Die anderen Galaxien, wie z.B. M 101 sind jedoch Millionen Lichtjahre entfernt. Wenn wir diese Objekte beobachten, ist das in etwa so, wie wenn wir ein weit entferntes Auto durch eine verregnete Fensterscheibe betrachten, die Regentropfen, also die Sterne, liegen direkt vor unserer Nase und behindern den Blick hinaus.

Literatur: Roland Stoyan Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Verlag; Joachim Herrmann Wörterbuch zur Astronomie, dtv; Zimmermann/Gürtler ABC Astronomie, Spektrum Akademischer Verlag

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