Der Doppelsternhaufen h+chi Persei



Das Sternbild Perseus steht im Herbst hoch am Himmel. Der vielleicht beliebteste Held der alten Griechen beherbergt ein besonders schönes Objekt für das Fernglas. Es handelt sich um den Doppelsternhaufen h und 𝜒 Persei. Die beiden Sternhaufen sind jeweils etwa so groß wie der Vollmond und 0,8° voneinander entfernt. Wer sie mit dem Teleskop komplett überblicken will, sollte also so gering wie möglich vergrößern. Die beiden Sternhaufen stehen räumlich relativ nahe zusammen, sind also ein echtes Paar.

Die Sternhaufen tragen Namen gemäß der Bezeichnungsweise von Sternen, wie sie der Astronom Johannes Bayer im Jahre 1603 eingeführt hatte. Unter einem dunklen Himmel wirken sie wie gerade noch sichtbare Sterne. In Wirklichkeit bestehen sie aber jeweils aus jeweils über 300 Sternen. Sie tragen daher auch die Katalogbezeichnungen NGC 869 und NGC 884. Ihre Entfernung zu unserer Erde beträgt um die 7.000 Lichtjahre.

Im Deep Sky Reiseführer schreibt Ronald Stoyan:
Es ist immer wieder ein Genuss, mit einem kleinen Teleskop die Milchstraße entlangzuwandern und plötzlich ohne Vorwarnung die beiden funkelnden Haufen von Diamanten auf schwarzen Samt vor sich schweben zu sehen.
Bei h und 𝜒 Persei handelt es sich um Offene Sternhaufen. Dies sind junge Ansammlungen von Sternen etwa gleichen Alters. Sie sind in der gleichen Region aus einer kollabierenden und sich fragmentierenden Molekül- und Staubwolke entstanden. Die Sternhaufen h und 𝜒 entstanden vor gerade einmal 5 Millionen Jahren und sind damit die jüngsten Offenen Sternhaufen. Zum Vergleich: unsere Sonne ist vor fast 5 Milliarden Jahren entstanden, also etwa eintausend Mal so alt! Solche Sternhaufen werden aber auch nicht alt, da ihre Gravitation nicht ausreicht, die Sterne zusammenzuhalten.

Offene Sternhaufen sind im Bereich der Milchstraßenebene konzentriert, weshalb man auch von galaktischen Haufen spricht.

Wir finden das Paar h und 𝜒 recht leicht, wenn wir mit dem Fernglas den Bereich zwischen den Sternbildern Perseus und Kassiopeia absuchen. Die Grafik unten aus dem Kosmos Himmelsjahr zeigt die Lage der Sternhaufen im Sternbild Perseus.



Das Sternbild Perseus ist durch seine Y-Form recht markant. Es ist in unseren Breitengraden nicht komplett zirkumpolar, das heißt, es ist nicht das ganze Jahr am Himmel zu sehen, im Unterschied zum etwas nördlicher gelegenen Sternbild Kassiopeia.

Ein sehr berühmter Stern im Perseus ist β Persei, auch Algol genannt. Das Besondere an diesem Stern ist, dass er alle 2,9 Tage deutlich an Helligkeit einbüßt: Von 2,2 mag auf 3,4 mag. Der Grund dafür ist, dass sich hier zwei Sterne auf einer sehr engen Bahn umkreisen und sich dabei aus unserer Perspektive regelmäßig gegenseitig bedecken. Man nennt solche engen Sternsysteme Bedeckungsveränderliche.



Der Name Algol bedeutet Dämonenhaupt. Wie diese Darstellung des Perseus aus der Uranometria des Johannes Bayer aus dem Jahre 1603 zeigt, markiert Algol das Auge der Gorgone Medusa. Wer ihr in die Augen schaut, erstarrt zu Stein. Der Held Perseus hat der Medusa den Kopf abgeschlagen und macht sich mit seinen geflügelten Sandalen von dannen.

Bei seinem Spaziergang durch die Lüfte bemerkt er eine junge Frau, die an der Küste Äthiopiens an den Felsen gekettet ist. Es handelt sich um die Königstochter Andromeda. Ihr Vater, König Kepheus will mit diesem Opfer das Seeungeheuer Cetus besänftigen, das die Küste seines Landes bedroht - bei dem es sich übrigens nicht um das heutige Äthiopien handelt, sondern um das Land zwischen Mittelmeer und Rotes Meer.

Das Ungeheuer Cetus wurde vom Meeresgott Poseidon geschickt, da die eitle Königin Kassiopeia ihre eigene Schönheit über die der Meeresnymphen Nereiden stellt. Blöd nur, dass Poseidon mit einer der Nereiden verheiratet war und diese Beleidigung nicht auf sich beruhen lassen konnte! Dem Held Perseus gelingt allerdings die Rettung der Andromeda, indem er das Ungeheuer Cetus tötet. Zum Dank erhält er Andromeda zur Frau. Einer der Söhne des Paares Andromeda/Perseus wird übrigens der Stammvater der Perser.

Die Sternbilder Perseus, Andromeda, Kepheus, Kassiopeia und Cetus sind also durch eine alte Geschichte miteinander verbunden. Das hat zwar keine astronomische Bedeutung, hilft aber, sich die Lage dieser Sternbilder gut einzuprägen.

Die beiden Sternhaufen h und 𝜒 Persei sind in der Darstellung von Johannes Bayer als Sterne eingetragen und zwar in der linken Hand, die das Schwert trägt. Dass es sich bei den Sternen in Wirklichkeit um Sternhaufen handelt, wusste man damals offensichtlich noch nicht.

Die Aufnahme des Doppelsternhaufens stammt von Julian Zoller.

Technische Angaben zum Bild:
Newton-Teleskop 200/1200 
Skywatcher EQ6-Montierung
Omegon Kamera veTEC 16000 C Color

70x180s Belichtungszeit
Guiding mit PHD2 


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