Was tut der gemeine Astro- oder Kosmonaut auf der Internationalen Raumstation ISS, wenn die Toilette repariert, das Experiment gemacht und der Muskelschwund dank Training verzögert ist? Klar, er hängt sich vor die Glotze. Vielleicht liest er er aber auch ein Buch oder hört einfach nur Musik. Was aber genau hören, sehen und lesen die kosmischen Botschafter der Menschheit? Oder anders gefragt: Was steckt in der höchsten Medienbibliothek aller Zeiten? Gut, dass es in Amerika den Freedom of Information Act gibt und Leute wie governmentattic.org, die nichts besseres zu tun haben, als "auf dem Dachboden der Regierung zu schnüffeln". Sie nutzen das erwähnte Gesetz, um zum Beispiel die NASA dazu zu zwingen eine Liste mit den Inhalten der ISS-Medienbibliothek zu erstellen. Was die Astronauten sehen, hören und lesen kann also nun als PDF-Datei hier runtergeladen werden.
In Sachen Film umgibt man sich auf der ISS gerne mit Science Fiction und Mainstream-Hollywood-Quark. Anspruchsvolle SF fehlt dabei leider, also weder Solaris noch Contact. Auch findet sich in der Liste nur der vergleichsweise seichte Film 2010, während 2001 fehlt. Schön wäre es auch gewesen den Kultfilm Dark Star auf der ISS zu wissen. Mehr Diskussion zur ISS-Videothek gibt es im Film-Blog des guardin: The wrong stuff.
Auch bei den Büchern überwiegt Mainstream-SF. Nett ist das Buch Failure is not an option des legendären Apollo-Flugleiters Gene Kranz. Gut zu wissen, dass sein berühmtes Diktum aus Apollo-13-Tagen auf der ISS mitfliegt. Befremdlich ist hingegen das Buch Systematic Theology: An Introduction to Biblical Doctrine von Wayne Grudem. Gibt es wirklich einen Astronauten (ich denke einen Kosmonauten können wir da ausschließen), der das Privileg hat so hoch hinaus zu kommen und unsere Erde als Ganzes zu sehen, nur um dann ein Buch über die Wüstenreligion eines winzigen Nommadenvolkes zu lesen, das ohne die Römer keine Kanalisation, Schulen, sichere Straßen und und und hätte? An dieser Stelle sei gesagt, dass die NASA ausdrücklich darauf hinweist, dass sie ihren Leuten nicht vorschreibt, was sie zu lesen oder anzuschauen haben. Die meisten Medien der Bibliothek haben die Astronauten selbst hochgebracht oder sich ausdrücklich gewünscht.
Aber letztlich sagt die Liste ja nichts darüber aus, wieviel Zeit die Astronauten nun wirklich mit diesen Medien verbringen und wenn erstmal die Cupola installiert ist, haben die Astronauten einen Grund mehr die Glotze abzuschalten.
Im Adler-Planetraium in Chicago ist das Kommandobuch von Apollo 10 - aufgeschlagen auf der Bibelzitatseite. Und auch ansonsten scheint das wichtigste zu sein, dass die aus der Bibel vorgelesen haben. Nicht, dass sie um den Mond geflogen sind.
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