Messier 44, Aufnahme von distant-luminosity.de |
Das Sternbild Krebs (Cancer) gehört zu den Sternbildern, die zwar jeder kennt, aber kaum jemand sieht. Der Krebs gehört zu den prominenten Tierkreissternbildern, doch finden sich in ihm nur wenige helle Sterne.
Die dreizehn Tierkreissternbilder markieren ein Band am Himmel, das im Laufe des Jahres von der Sonne durchlaufen wird und in dem wir auch den Mond und die Planeten finden. In den beiden Grafiken unten ist diese Sonnenbahn, Ekliptik genannt, grün markiert.
Unter sehr guten Bedingungen sind theoretisch bis zu 15 Sterne im Krebs mit bloßem Auge zu sehen, doch verhindert die die Lichtverschmutzung in Deutschland, dass dies auch gelingt. Im Monat März sollte man dies aber dennoch versuchen, denn da steht der Krebs in der ersten Nachthälfte hoch am Südhimmel. Seine hellsten Sterne bilden ein umgedrehtes Y:
Grafik aus Kosmos Himmelsjahr, Kosmos-Verlag, Stuttgart |
Zum Aufsuchen orientiert man sich am besten an dem hellen Stern Pollux im Sternbild Zwillinge und dem Stern Regulus im Löwen. Der Krebs liegt auf der Verbindungslinie.
In einer klaren Neumondnacht auf dem Land, fern der lichtverseuchten Städte, kann man in einem Knick des Y ein diffuses Wölkchen ausmachen. Dieses Wölkchen wird Praesepe genannt, was zu Deutsch Futterkrippe heißt. Im Katalog nebelartiger Objekte von Charles Messier (1730-1817) trägt das Wölkchen die Nummer 44 und heißt daher auch Messier 44 oder kurz M44:
Grafik aus Kosmos Himmelsjahr, Kosmos-Verlag, Stuttgart. Die roten Pfeile markieren die Sternhaufen M44 und M67 |
Die Aufnahme oben zeigt den Anblick des Nebels im Teleskop. Die Astrofotografen von Distant Luminosity belichteten dafür Messier 44 ganze 3 Stunden lang. Das Wölkchen löst sich in eine Ansammlung von circa 1.000 jungen Sternen auf, die ihren etwa 15 Lichtjahre durchmessenden Sternkindergarten bevölkern. Die Sterne sind gemeinsam entstanden und noch gravitativ aneinandergebunden.
Es war niemand geringeres als Galileo Galilei, dem im Jahre 1609 mit seinem selbstgebauten Teleskop die Auflösung dieses Nebels in einzelne Sterne erstmals gelang.
Die nachfolgende Aufnahme zeigt die Praesepe in Vergrößerung:
Messier 44, Aufnahme von distant-luminosity.de |
Solche Ansammlungen junger Sterne, die gemeinsam aus einer gewaltigen Gas- und Staubwolke entstanden sind, werden als Offene Sternhaufen bezeichnet.
Gemäß der Klassifikation von Robert Julius Trümpler (1886-1956) ist die 500 Lichtjahre entfernte Praesepe ein mäßig konzentrierter Haufen mittlerer Sternenzahl, deren Helligkeit gleichmäßig verteilt sind. Die Astronomen schätzen das Alter der Sterne auf 300 Millionen Jahre. Da die gravitative Bindung der Sterne an den Haufen nur gering ist, lösen sich solche offenen Sternhaufen mit der Zeit auf - ganz im Unterschied zu den Kugelsternhaufen, die mit zu den ältesten Objekten im Universum gehören.
Wenn füttert aber die Krippe Praesepe? Es sind die beiden Sterne Asellus Borealis und Asellus Australis, die ober- und unterhalb des Sternhaufens stehen. Sie repräsentieren zwei Esel, die aus Dankbarkeit für ihre Dienste von den Göttern an den Himmel versetzt wurden, auf dass sie sich auf ewig an der Futterkrippe satt fressen können.
In der englischen Sprache erkennt man übrigens keine Futterkrippe, sondern einen Bienenkorb, denn da heißt der Sternhaufen Beehive Cluster - das ist auch schön.
Noch ein Kuriosum: In der Sternkarte ist in der oberen Hälfte des Sternbildes der Stern 𝛒1 eingetragen. Er ist auch unter der Bezeichnung 55 Cancri bekannt und wird von mindestens fünf Planeten umkreist. Im Jahre 2003 wurde von einem Radioteleskop auf der Krim eine Funkbotschaft, Cosmic Call 2 genannt, in Richtung dieser Planeten geschickt. Das Signal wir dort im Jahre 2044 eintreffen.
Literatur:
Kosmos Himmelsjahr 2021, Kosmos-Verlag, Stuttgart
Sternenbilder, Kosmos-Verlag, Stuttgart
Daten zur Aufnahme:
EQUIPMENT: Takahashi ɛ-130D, Skywatcher AZ-EQ6, QHY-9S mono CCD
EXPOSURE: L: 60 x 120 s, R: 10 x 120 s, G: 10 x 120 s, B: 10 x 120 s, Total Integration: 3 h
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