Ein Loch im Himmel: Banard 68

Image Credit: FORS Team, 8.2-meter VLT Antu, ESO

 Es sieht aus wie ein Fehler in der Matrix oder als hätte der Schöpfer geschludert und die Sterne vergessen. Die Sterne sind aber durchaus da, wir sehen sie nur nicht, weil sie von einer dunklen Wolke verdeckt werden. 

Die Wolke trägt die Bezeichnung Banard 68, nach dem Astronomen Edward Emerson Barnard (1857-1923) und befindet sich im Sternbild Schlangenträger. Der Schlangenträger (Ophiuchus) ist von Mitteleuropa aus im Sommer gut zu sehen.


Copyright © 2003 Torsten Bronger

Die Dunkelwolke blockiert das Licht der Sterne hinter ihr, aber nicht der Sterne, die sich zwischen uns und der Wolke befinden. Da wir aber keinen hellen Stern vor der Wolke sehen, kann sie nicht sehr weit weg sein. Ihre Entfernung liegt bei circa 500 Lichtjahren und ihre Ausdehnung damit bei etwa einem halben Lichtjahr. 500 Lichtjahre sind für uns Menschen eine unvorstellbare Entfernung, doch für Sterne liegt das noch in der stellaren Nachbarschaft.

Dunkelwolken wie Banard 68 bestehen aus Gas und Staub. Sie sind im inneren sehr kalt (9 Kelvin), so dass der geringe thermische Druck zu einer vergleichsweise hohen Dichte führt. Aus den kalten, das heißt relativ langsam umherschwirrenden Atomen der Wolke können sich unter diesen Bedingungen stabile Moleküle bilden. Astronomen nennen diese Objekte daher Molekülwolken. Neben molekularem Wasserstoff H2 und Kohlenmonoxid CO wurden auch komplexe Aminosäuren in Molekülwolken nachgewiesen.

Die Masse von Banard 68 ist relativ klein. Es stecken etwa zwei Sonnenmassen in dieser Wolke. Diese Kleinheit soll aber nicht über ihre Bedeutung hinweg täuschen. Es befindet sich über die Hälfte der gesamten baryonischen Masse unserer Milchstraße in solchen Molekülwolken. Sie gelten als die Geburtsstätten der Sterne und ihrer Planeten.

Eine Dunkelwolke wie Banard 68 ist nur in kürzeren Wellenlängen für das Licht undurchdringlich. Auf diese Art und Weise sind die Moleküle vor der kurzwelligen Strahlung geschützt, die die chemischen Bindungen aufbrechen können. mit zunehmender Wellenlänge scheint sich die Wolke aufzulösen, es werden immer mehr Sterne im Hintergrund sichtbar:

Credit: ESO

Die Aufnahmeserie zeigt in den ersten beiden Bildern die Molekülwolke im sichtbaren Licht. Der Übergang zum langwelligen Infrarotlicht von 0,90 Mikrometer bis 2,16 Mikrometer lässt Banard 68 verschwinden. Das Loch wird mit Sternenlicht gestopft. 

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