Zwischen Nordamerika und dem Pelikan


Credit: Jan Beckmann und Julian Zoller


Diese tiefe Aufnahme zeigt die Region zwischen zwei hellen Emissionsnebeln im Sternbild Schwan (Cygnus). Diese beiden Nebel werden nach ihrer äußeren Form Nordamerikanebel (NGC 7000) und Pelikannebel (IC 5070) genannt. Diese äußeren Formen sind in Weitwinkelaufnahmen leichter zu erkennen, wie zum Beispiel in dem Artikel Der Pelikan und der Schwan, in dem auch die Lage dieser Strukturen im Sternbild Schwan (Cygnus) beschrieben wird.

Die beiden rötlichen Nebel befinden sich in circa 2.000 Lichtjahren Entfernung Es sind keine getrennten Objekte. Sie gehören zu einer einzigen HII-Region, also einer riesigen circa 5.000 Sonnenmassen umfassenden Wolke aus ionisiertem Wasserstoff, der in roter Farbe leuchtet. Diese Spektrallinie mit 656 Nanometern Wellenlänge wird als H-alpha-Linie bezeichnet. Das Bild oben besteht aus einer Überlagerung einer Aufnahme im H-alpha-Licht mit einer weiteren Aufnahme in den für unser Auge gewohnten Farben.

Die Energie, mit der das Wasserstoffgas zum Leuchten angeregt wird, kommt vermutlich von nur einem einzigen Stern, mit dem Namen 2MASS J205551.25+435224.6. Hinter dieser kryptischen Bezeichnung verbergen sich im Wesentlichen einfach nur die Himmelskoordinaten. Der Stern befindet sich etwas rechts von der "Halbinsel Florida", wie das Kreuz im Bild unten zeigt:

Die Lage des Sterns 2MASS J205551.25+435224.6 markiert in Aladin Lite

 Es handelt sich um einen Stern mit 13,5mag Helligkeit. Er ist also bei weitem nicht hell genug, um mit dem bloßen Auge gesehen zu werden. Der Stern hat die richtige Entfernung und Charakteristik, um als Quelle starker UV-Strahlung in Frage zu kommen, die das Wasserstoffgas ionisiert und das rötliche Leuchten der HII-Region ermöglicht. Genau genommen ist es ein blauer O5V-Stern, also ein Stern, der wie unsere Sonne in seinem inneren Wasserstoff zu Helium fusioniert, dabei aber eine 42.000° Celsius heiße Oberfläche hat und so die 400.000-fache Leuchtkraft unserer Sonne erreicht. Mit dieser intensiven Leuchtkraft flutet er seine Umgebung mit energiereichen UV-Photonen. Diese enorme Strahlungsleistung verdankt er seiner riesigen Masse, die der unserer Sonne um das Sechzigfache übertrifft.

Anders als die meisten anderen Aufnahmen der Region um die beiden roten Emissionsnebel mit der charakteristischen Form, zeigt die Aufnahme ganz oben ihre zugrunde liegende Struktur. Beide sind Teil einer viel größeren, circa 50.000 Sonnenmassen umfassenden Molekülwolke. In ihren dichten Bereichen tritt sie als Dunkelwolke LDN 935zwischen den beiden Nebeln hervor. Hier ist der Staub so dicht, dass er das Licht der dahinterliegenden Sterne verbirgt und so den schwarzen "Golf von Mexiko" bildet. Die Verteilung des dichten Staubs bestimmt letztlich die charakteristischen äußeren Formen des Nordamerika- und Pelikannebels.

In dichten kalten Molekülwolken wie LDN 935 entstehen neue Sterne. Sie bilden sich nahezu gleichzeitig in sogenannten offenen Sternhaufen. Neun offene Sternhaufen konnten die Astronomen bereits mit Infrarotteleskopen im dichten Staub nachweisen, die meisten im "Golf von Mexiko".

Ein sehr schönes Beispiel für einen offenen Sternhaufen sehen wir auch in der Abbildung ganz oben und zwar dort, wo in Nordamerika die Großen Seen liegen. Ausgerechnet diese schöne Ansammlung junger Sterne, namens NGC 6997 gehört aber gar nicht zu dieser großen Molekülwolke, sondern ist ein noch einmal zweihundert Lichtjahre weiter entferntes Objekt. Man sieht in der Aufnahme von Jan Beckmann und Julian Zoller wirklich tief in den Raum!

 Literatur:
Aufnahme:

H-alpha:
Farbe:

Bildautoren: Jan Beckmann und Julian Zoller

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