Ganymed von oben

NASA / JPL-Caltech / SwRI / MSSS / Image processing by Gerald Eichstädt

 Raumsonden, die zu den Planeten unseres Sonnensystems reisen, zeigen uns diese Himmelskörper nicht nur aus der Nähe, sondern oftmals auch aus ungewohnter Perspektive. So können wir von der Erde aus nie die Pole der großen Jupitermonde sehen.

Die Raumsonde Juno, die sich derzeit im Jupitersystem befindet, umkreist den größten Planeten unseres Sonnensystems in einer polaren Umlaufbahn. Die stark elliptische Bahn führt das Raumfahrzeug weit von Jupiter weg, nur um dann die Sonde sozusagen auf den Pol Jupiters stürzen zu lassen - natürlich knapp vorbei. Bei der 24. Annäherung an Jupiter entstand dieses Bild, dass den Mond Ganymed aus etwa 100.000 Kilometer Entfernung zeigt.

Die Aufnahme wurde am 25. Dezember 2019 mit der JunoCam aufgenommen. Das ist eine Begleitkamera der Raumsonde Juno, die gar nicht als wissenschaftliches Experiment ausgelegt wurde, sondern eher wie eine Art Actioncam den Flug von Juno dokumentieren soll. Inzwischen verdanken wir aber dieser JunoCam sehr spektakuläre Ansichten der Jupiter-Pole.

Eine vertrautere Ansicht von Ganymed zeigt diese Aufnahme der Raumsonde Voyager 1 vom 5. März 1979.

NASA / JPL-Caltech / Björn Jónsson
 
Anders als Juno bewegte sich die Voyager-1-Sonde in der Ebene der Ekliptik, also der Bahnebene unserer Erde um die Sonne. 

Ganymed gehört zu den vier Galilei'schen Monden. Dies sind die vier größten Monde Jupiters. Sie wurden im Jahre 1610 von Galileo Galilei mit seinem selbstgebauten Teleskop entdeckt. Heutzutage kann man mit jedem Fernglas diese Entdeckung nachvollziehen.

Mit einem Durchmesser von 5262 Kilometern ist Ganymed nicht nur der größte galileische Mond, sondern der größte Mond im gesamten Sonnensystem. Er ist größer als der Planet Merkur. Dabei ist seine Dichte mit 1,94 g/cm³ sehr gering. Das lässt darauf schließen, dass Ganymed aus einer Mischung aus Eis und Gestein besteht. Diese Mischung ist aber ausdifferenziert, das heißt in Schichten angeordnet: Ein dichter Gesteinskern ist von mehreren Lagen sehr dicken Eis umgeben. Zwischen diesen Lagen vermuten die Astronomen auch einen den ganzen Mond umspannenden Ozean aus flüssigem Wasser.

Ganymed ist keine starre Eiskugel. Bahnresonanzen mit zwei anderen großen Monden, nämlich Io und Europa, führen zu einer Erwärmung des Inneren Ganymeds. Genug Wärme, um auch in einer Entfernung von der Sonne, die fünfmal so groß ist wie die Entfernung der Erde zur Sonne, Wasser flüssig zu halten.

Wenn wir erst einmal den Mars kolonisiert haben, könnte Ganymed ein lohnendes nächstes Ziel sein. Die Wasserversorgung ist sicher, aber auch die enorm hohe Strahlenbelastung in der Nähe Jupiters ist in der Entfernung Ganymeds bereits auf das etwa 30-fache der natürlichen Strahlungsbelastung hier auf der Erde abgesunken. Das ist ein Wert, mit dem man Leben kann, wenn die Behausung der Astronauten entsprechend ausgelegt ist. In der Sciencefiction-Serie The Expanse existiert auf Ganymed eine Stadt, die große Gewächshäuser beherbergt, die wiederum die Menschen des äußeren Sonnensystems mit Nahrung versorgen.

Wie die anderen großen Monde Jupiters auch, stammt der Name Ganymed von einer der zahllosen Liebschaften des griechischen Obergottes Zeus (lateinisch: Jupiter). Zeus verbeamtete Ganymed als Mundschenk und setzte ihn als Sternbild Aquarius (Wassermann) für die Ewigkeit an den Himmel.

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