Nach 1I/'Oumuamua ist 2I/Borisov der zweite nachgewiesene interstellare Besucher unseres Sonnensystems. Schon bei der Entdeckung von 'Oumuamua im Jahre 2017 wurde von Astronomen angekündigt, dass wir in Zukunft wohl mehr solche weitgereisten Objekte finden werden. Diese jüngste Entdeckung verdanken wir aber dem Amateurastronomen Gennady Borisov, dem sie am 30. August 2019 mit seinem Teleskop auf der Krim gelang. Das Bild oben wurde am 12. Oktober 2019 mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommen.
Die hyperbolische, also nicht geschlossene Flugbahn von 2I/Borisov verrät ihn als interstellaren Eindringling. Er ist also um einen anderen Stern entstanden, wurde aus dessen Planetensystem rausgekickt, treibt zwischen den Sternen umher - daher interstellar - und fällt nun durch den Gravitationstrichter unserer Sonne. Wie der Web Borisovs durch unser Sonnensystem aussieht, zeigt diese Grafik der NASA:
Sein Perihel, also den sonnennächsten Punkt auf der Bahn, erreicht Borisov am 7. Dezember 2019. Der Körper ist dann etwa zweimal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde.
2I/Borisov ist leider kein einfaches Objekt für mitteleuropäische Beobachter. Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie schreibt:
Komet 2I/Borisov ist im Zeitraum Oktober bis Dezember 2019 am Morgenhimmel zu sehen. Die beste Sichtbarkeit ist gegen 3 Uhr UT = 4 Uhr MEZ oder 5 Uhr MESZ gegeben, wenn die Sonne noch tief unter dem Horizont steht.Den vollständigen Artikel finden Sie hier auf waa.at
Ander als 'Oumuamua zeigt Borisov eine ausgeprägte Koma: In einer Entfernung von 418 Millionen Kilometern ist er der Sonne nahe genug, dass sie Eis auf Borisov sublimieren kann. Das entstehende Gas schießt unter Druck aus Spalten nach außen und reißt damit Staub und Gesteinsmaterial mit sich. Es bildet sich eine sogenannte Koma, aus der sich durch den Sonnenwind und Strahlungsdruck ein Schweif bildet. Borisov verhält sich also ganz so, wie ein Komet unseres Sonnensystems. Wie der Pfeil "to Sun" im Bild oben zeigt, ist der Schweif der Sonne entgegengerichtet. Der zentrale Körper innerhalb der Koma wird auf 2 bis 16 Kilometer Durchmesser geschätzt.
Die Koma erlaubt es uns spektroskopisch das Baumaterial eines Himmelskörpers zu untersuchen, der um einen anderen Stern entstanden ist! Scherzhaft könnte man sagen: Gelten Meteoriten als Planetenproben für Leute, die sich kein Raumfahrtprogramm leisten können, sind interstellare Eindringlinge Exoplaneten für arme Leute ohne Großteleskop.
Mit 2I/Borisov kennen wir nun bereits den zweiten Körper einer neuen Klasse von Himmelskörpern. Die Zukunft wird hier sicherlich so manche spannende Entdeckung bringen.
Bildquelle und Credit: NASA, ESA, and D. Jewitt (UCLA) et al.
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