Pacman in der Kassiopeia
Die Kassiopeia, auch Himmels-W genannt, gehört zu den nördlichen Sternbildern, die in unseren mitteleuropäischen Breitengraden zirkumpolar sind. Das heißt, das Sternbild geht nie unter, sondern ist in jeder Nacht zu sehen.
Vom Polarstern aus gesehen steht es dem Großen Wagen gegenüber. Wenn der Große Wagen tief knapp über dem nördlichen Horizont steht, ist die Kassiopeia hoch am Himmel zu sehen. Das ist im Herbst der Fall. Das Sternbild kommt am 9. Oktober in obere Kulmination, erreicht also seine höchste Stellung am Nachhimmel.
Die mit Stellarium erzeugte Sternkarte zeigt die Lage von Kassiopeia. Das blaue Quadrat markiert die Lage des Bildes oben, das der Astrofotograf Julian Zoller aufgenommen hat.
Das Bild von Julian zeigt den Emissionsnebel NGC 281, im englischen Sprachraum auch Pacman-Nebel genannt, da er wage an das gefräßige Monster aus der Frühzeit der Computerspiele erinnert.
Bei dem Licht, das NGC 281emitttiert, handelt es sich um das rote Licht der H-Alpha-Line von 656 Nanometern Wellenlänge. Diese Spektrallinie wird von ionisierten Wasserstoffatomen erzeugt. Es entsteht, wenn das nackte Protonen des Wasserstoffs mit einem Elektron zu einem vollständigen Wasserstoffatom rekombinieren. Die Elektronen werden dem Wasserstoff immer wieder durch die energiereiche UV-Strahlung junger heißer Sterne entrissen. Diese jungen Sterne gehören zu dem offenen Sternhaufen IC 1590, der im Pacman-Nebel steckt. Es handelt sich letztlich also um eine Sternentstehungsregion, ähnlich dem berühmten Orionnebel. Dass der Pacman-Nebel nicht so populär ist, wie der Nebel im Orion, liegt wohl an seiner enormen Entfernung von 9.100 Lichtjahren. Er ist dadurch einfach nicht so leicht zu beobachten.
Im 8-Zoll-Teleskop (200 Millimeter Öffnung) zeigt sich bei mittlerer Vergrößerung und einem sehr dunklen Nachthimmel die Pacman-Figur ab. Sie ist etwa so groß wie der Vollmond.
Die Pacman-Struktur entsteht durch eine Dunkelwolke aus dichtem Staub, die sich vor dem Emissionsnebel schiebt. Die Staubwolke wurde von den jungen Sternen noch nicht erodiert, sie ist noch dicht genug, um deren Licht zu verschlucken.
Der offene Sternhaufen IC 1590 besteht aus 60 bis 70 Sternen, die auch in der Aufnahme oben als blaue Sterne gut zu erkennen sind. Ihr Alter wird auf 3,5 Millionen Jahre geschätzt, was wirklich sehr jung ist. Ähnlich wie beim Orionnebel ist auch hier ein Trapez aus vier besonders heißen Sternen verantwortlich für die Ionisierung des umgebenden Wasserstoffs. Dieses Trapez erkennen wir in der Aufnahme oben als den einen sehr hellen Stern in der Bildmitte. Er trägt die Bezeichnung HD 5005.
Wie das Planetariumsbild andeutet, verläuft die Milchstraße durch das Sternbild Kassiopeia. Sternentstehungsgebiete sind besonders in der Ebene der Milchstraße zu erwarten, da sich hier Gas- und Staub zur Sternbildung ansammelt. Im Falle von NGC 281 sind das etwa 20.000 Sonnenmassen Baumaterial für neue Sterne! Wenn man aber genauer hinschaut, passt die Lage von NGC281/IC1590 nicht zu einem typischen Sternentstehungsgebiet. Der Nebel steht nämlich zu weit südlich von der galaktischen Ebene entfernt. Wie sich hier trotzdem so ein großes Sternentstehungsgebiet bilden konnte, ist ein Rätsel der Wissenschaft. Es gibt Hinweise, dass es sich bei dem Gas und Staub von NGC 281 um eine Superblase (Superbubble) handeln könnte. Das heißt, das Material von NGC 281 wurde durch Supernova-Explosionen und OB-Assoziationen aus der Ebene der Milchstraße hinausgetrieben.
Aufnahmedaten:
Aufnahme von Julian Zoller
Belichtungszeit: 5h (180s Einzelframes)
Teleskop: 200/1200 Newton
Kamera: Omegon Kamera veTEC 16000 C Color
Montierung: NEQ6 + Mastrotec Update
Guiding: Ja (PHD2)
Bearbeitet mit Pixinsight und Photoshop
Literatur:
Annals of the Deep Sky Volume 4
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