Das königliche Seepferdchen


Image Credit & Copyright: Sergio Kaminsky

 Das Sternbild Kepheus (lat. Cepheus) ist in unseren mitteleuropäischen Breitengraden zirkumpolar, also das ganze Jahr zu sehen. Im Herbst erreicht es seine obere Kulmination, also die höchste Stellung am Nachthimmel. Benannt ist es nach dem König Kepheus aus der griechischen Sagenwelt. Seine Frau ist die Königin Kassiopeia, deren gemeinsame Tochter ist die Andromeda. Diese drei Sternbilder markieren also eine komplette Königsfamilie, zu der dann noch der Schwiegersohn Perseus gehört.

Das Sternbild Kepheus sieht allerdings nicht sonderlich königlich aus. Es erinnert eher an eine Kinderzeichnung eines Hauses. Vor dem Haus verläuft die Milchstraße. Das Band der herbstlichen Milchstraße ist deutlich schwächer ausgeprägt als das sommerliche Band, auf dem das Sommersternbild Schwan (lat. Cygnus) fliegt.

Das Band der Milchstraße wird von unzähligen Sternen gebildet. An manchen Stellen scheinen diese aber schlicht zu fehlen, als wäre dort ein dunkles Loch im Himmel. Solche Dunkelwolken hat der amerikanische Astronom Edward Emerson Banard im Jahre 1913 in seinem Katalog Atlas of Selected Resgions of the Milky Way kartografiert. Das Bild oben zeigt in einer modernen Aufnahme die Nummer 150 von insgesamt 182 in diesem Verzeichnis und wird daher Banard 150 oder kurz B 150 genannt. Seine Entfernung wird auf 1.200 Lichtjahre geschätzt.

Die Abbildung unten zeigt die Karte Nummer 47 (Region in Cepheus) aus dem Atlas von Banard.

Barnard, Edward Emerson. A Photographic Atlas of Selected Regions of the Milky Way. Ed. Edwin B. Frost and Mary R. Calvert. Washington: Carnegie Institution of Washington, 1927


Rechts oben sehen wir eine Umrisslinie um den hakenförmigen Dunkelnebel B 150, sowie weitere markierte Dunkelnebel.

Im nächsten Bild ist die Lage des Dunkelnebels Banard 150 im Sternbild Kepheus mit einem blauen Quadrat markiert:

Himmelsanblick in Richtung NW am 26.10. um 22:00 Uhr MESZ. Quelle: Stellarium


Zur besseren Orientierung ist in diesem Ausschnitt links noch der helle Stern Deneb im Schwan (Cygnus) angegeben.

In der fotografischen Aufnahme von Sergio Kaminsky ist Banard 150 eindeutig als Band aus Staub zu erkennen, der das Licht dahinterstehender Sterne teilweise verschluckt. Solche Dunkelnebel sind kompakte Bereiche großer Molekülwolken. Befinden sie sich im Kollaps werden sie zu Sternentstehungsregionen. Die darin entstehenden Sterne vertreiben mit ihrem Sternwind dann den restlichen Staub.

In der Hierarchie der interstellaren Materie bilden die Molekülwolken die größten Strukturen. Sie erreichen Ausdehnungen von mehreren hundert Lichtjahren. Kartiert werden können sie nur mit Radioteleskopen. Hier verrät die langwellige Strahlung angeregter Moleküle ihre Anwesenheit. Daher rührt auch ihr Name Molekülwolken.

Sehr gut nachweisen lässt sich das Kohlenmonoxid-Molekül CO, das auch stabil genug ist, um nicht von der UV-Strahlung des nächstgelegenen Sterns zerlegt zu werden. Man findet aber auch komplexere Moleküle, wie zum Beispiel Benzol. Molekülwolken verraten sich also durch die Schwingung bestimmter Moleküle, dennoch bestehen sie im Wesentlichen aus Wasserstoff und Helium - ganz so wie die Sterne, die sich aus ihnen bilden.

Für den Beobachter mit einem Amateurteleskop ist Banard 150 kein erreichbares Objekt. So ist es auch im Deep Sky Reiseführer nicht gelistet. Beschrieben findet sich stattdessen Banard 168 im benachbarten Sternbild Eidechse (lat. Lacerta). Dieser Dunkelnebel verrät sich im Fernglas als ein "Loch im Himmelszelt".

Literatur: Handbuch Astronomie, Oculum-Verlag

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen