Fotografie von Julian Zoller |
Himmelsanblick erstellt mit Stellarium |
Von den vier großen Sternbildern steht Auriga am nördlichsten. Capella, der hellste Stern des markanten Auriga-Sechsecks, ist sogar zirkumpolar. Das heißt, er geht in unseren Breiten gar nicht unter. Am nächtlichen Sommerhimmel finden wir Capella knapp über den Nordhorizont.
In der Planetariumsansicht ist der Stern AE Aurigae mit einem Kreis markiert. Dieser Stern ist für sich genommen schon sehr interessant. In der Aufnahme von Julian Zoller beeindruckt aber vor allem seine Umgebung. AE Aurigae ist der helle Stern in der Bildmitte, um ihn herum befindet sich ein Nebelgebiet mit der Katalognummer IC 405, das in der englischsprachigen Literatur als Flaming Star Nebula bezeichnet wird.
Der Nebel ist eine Kombination aus Reflexions- und Emissionsnebel. AE Aurigae ist ein bläulicher, sehr heißer Stern der Spektralklasse O. Mit seiner UV-Strahlung ionisiert er das Wasserstoffgas des Nebels. Bei der Rekombination der Elektronen mit den Wasserstoffionen entsteht das für Emissionsnebel charakteristische rote Leuchten bei 656 Nanometer Wellenlänge (die sogenannte H-Alpha-Strahlung).
Dichtere Bereiche des Nebels bestehen aus Staubteilchen. Diese reflektieren das Licht des Sterns und leuchten daher in dessen bläulichen Farbe.
In den späten 1950-ziger Jahren bemerkte der Astronom George Herbig, dass der staubige Emissionsnebel so eigentlich nicht existieren dürfte. Der Stern AE Aurigae sollte den Staub seiner nahen Umgebung längst mit seiner Strahlung erodiert haben. Die gesamte Struktur ist einfach nicht charakteristisch für einen Stern und den Rest der Gas- und Staubwolke, aus der er einst entstand. Die Erklärung ist, dass AE Aurigae ursprünglich gar nicht aus der Region von IC 405 stammt, sondern diese Gas- und Staubwolke durchpflügt.
AE Aurigae ist ein Runaway Star, das heißt, er bewegt sich schnell durch das ihn umgebende interstellare Medium. Im mittleren Infrarotbereich können Astronomen entsprechende Strukturen nachweisen, wie sie ein Körper, der mit hoher Geschwindigkeit durch ein staubiges Gas fliegt, erzeugt.
Die Astronomen vermuten, dass AE Aurigae einst ein gemeinsames Doppelsternsystem mit µ Columbae bildete. Letztgenannter Stern befindet sich im Sternbild Taube (Columba) in 65° Winkelgrad Entfernung zu AE Aurigae! Beide Sterne waren wohl einst Teil eines Sternhaufens im Sternbild Orion.
Die gravitative Wechselwirkung der Sterne in einem jungen Sternhaufen führt dazu, dass einzelne Sterne aus dem System geschleudert werden. Im Falle von Doppelsternen, wie dem System aus AE Aurigae und µ Columbae, bewegen sich dann die beiden Komponenten in entgegengesetzter Richtung mit hoher Geschwindigkeit von dem Ort ihrer Entstehung fort.
Der Flaming Star Nebula IC 405 ist ein schwieriges Objekt für die visuelle Beobachtung. Entdeckt wurde er daher im Jahre 1892 fotografisch von dem amerikanischen Astronomen Johann Schaeberle und sechs Monate später von Max Wolf in Heidelberg. Beide Astronomen waren Pioniere der Astrofotografie.
Für die Aufnahme oben verwendete Julian Zoller eine Canon EOS 700 Da an einem 200/1200 Newton-Teleskop. Die gesamte Belichtungszeit beträgt knapp 8 Stunden. Es dürfte interessant sein, diese Aufnahme gut aufzubewahren und in ein paar Jahrzehnten mit einer neuen zu vergleichen. Der Nebel wird auf die Anwesenheit des Sterns sichtlich reagiert haben, während dieser seinen Weg durch die Region IC 405 fortsetzt.
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