Das Sternbild Chemischer Ofen (lat. Fornax) ist, wie der Name vermuten lässt, ein modernes Sternbild. Der Astronom Nicolas de La Caille (1713-1762) hat es eingeführt, als er den Südsternhimmel kartografierte. Als Kind der Aufklärung hat La Caille die Sternbildern des Südhimmels nach technischen Instrumente benannt, die zu seiner Zeit modern waren.
Das Sternbild Fornax steht für Nordhalbkugelbewohner im November knapp über dem Südhorizont. Da braucht es schon eine sehr gute Horizontsicht, um es zu sehen. Man kann sich an den bekannten Sternbildern Orion, Hase und Erdianus orientieren, um seine Lage zu erahnen. Eridanus, ein mythologischer Fluss der alten Griechen, umfließt Fornax:
Das Sternbild ist recht klein und besteht im wesentlichen aus zwei, fürs bloße Auge gut sichtbare Sterne vierter Größe: Alpha und Beta Fornacis. Alpha Fornacis ist ein schöner Doppelstern, der auch im kleinen Fernrohr getrennt werden kann: Ein ungleiches Sternenpaar aus einem blassgelben Hauptstern mit gelbem Begleiter, die sich im Laufe von 250 Jahren umkreisen. Das Doppelsternsystem ist etwa vierzig Lichtjahre entfernt.
Berühmt ist das Sternbild aber vor allem für seine zahlreichen Galaxien. Das Sternbild Chemischer Ofen beherbergt nämlich den Fornaxhaufen. Diese große Ansammlung von Galaxien, jede eine Welteninsel mit Milliarden von Sonnen, knubbelt sich an der Grenze zum Sternbild Eridanus, wie das Planetariumsprogramm Stellarium zeigt:
Die Galaxie NGC 1365 ist eine Balkenspiralgalaxie vom Typ SBb. Zwei weite Spiralarme gehen von den beiden Enden eines balkenförmigen Kerns aus. Mit dieser Morphologie sticht sie aus dem Haufen strukturloser elliptischer Galaxien heraus.
In einer neuen Aufnahme des VLT Survey Telescope (VST) der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile sieht diese Ansammlung von Galaxien wie folgt aus:
Dass Galaxien in Haufen vereint sind, statt alleine durchs Universum zu ziehen, ist nichts ungewöhnliches, sondern eher die Regel. Auch unsere Milchstraße ist Teil eines Galaxienhaufens, der sogenannten Lokalen Gruppe, die von der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie dominiert wird.
Der Fornaxhaufen ist etwa 65 Millionen Lichtjahre entfernt und besteht aus circa 60 großen Galaxien und ungefähr noch einmal so viele Zwerggalaxien.
Für unser Auge mag die Balkenspirale NGC 1365 der Star dieser Gruppe sein, doch das eigentliche dominierende Objekt ist der helle, unstrukturierte Fleck, mit der Katalognummer NGC 1399. In der folgenden Abbildung sind die Galaxien beschriftet, so dass jeder NGC 1399 finden kann:
Bei NGC 1399 handelt es sich um eine cD-Galaxie, das ist ein galaktischer Kannibale, der groß geworden ist, indem er andere Galaxien verspeist hat. Äußerlich sieht dieses Schwergewicht aus, wie eine elliptische Galaxie, doch ist NGC 1399 größer und hat eine ausgedehnte Hülle, durch die die Galaxie so diffus erscheint. Genauere Untersuchungen zeigen eine "Lichtbrücke" aus Sternen zwischen NGC 1399 und der benachbarten Galaxie NGC 1387. Diese Lichtbrücke besteht aus Sternen, die sich in dem Gas bilden, das die kleiner Galaxie an NGC 1399 verliert. Der Kannibale ist noch nicht satt!
Das VLT Survey Telescope (VST) ist mit 2,6 Meter Spiegeldurchmesser viel kleiner als die großen Teleskope am selben Standort, den Berg Paranal in der Atacama-Wüste, Chile. Dafür hat es ein großes Gesichtsfeld und kann daher große Himmelsareale überblicken. Dazu ist es mit einer 256-Megapixel-Kamera ausgestattet.
Das folgende Video zeigt abschließend einen Flug "durch" den Fornaxhaufen:
Quelle: ESO
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