Venus und die Plejaden

Credit: kopfgeist
Die Venus ist immer noch Abendstern, ihr könnt sie nach Sonnenuntergang im Westen bewundern. Zwar hatte sie ihre größte östliche Elongation*) bereits am 27. März erreicht, doch dafür wird die Venus nun immer heller: Am Ende des Monats ertrahlt sie im größten Glanz. Der Grund dafür ist, dass die Venus uns näher kommt und dadurch das Venusscheibchen größer wird. Andererseits durchläuft die Venus wie der Mond Phasen. Zur Zeit der größten Elogation haben wir eine Halbvenus gesehen, nun wird der beleuchtete Teil der Venus immer kleiner. Dieser beiden Effekte aus Scheibchengröße und Phase bewirken, dass wir am 30.04. die hellste Venus sehen können (dann sind übrigens aus unserer Sicht 27% der Venusscheibe von der Sonne beleuchtet, also doch noch fast eine Halbvenus). Dass die Venus überhaupt so hell ist liegt einerseits an ihrer Nähe - sie liegt auf etwa 1/3 des Weges in Richtung Sonne, andererseits auch an ihrer hohen Albedo**) von 0,76: Die ständig wolkenbedeckte Venus reflektiert etwa 2/3 der auf sie fallenden Sonnenstrahlung.

Am Anfang dieser Woche konnten wir beobachten, wie die Venus vor dem offenen Sternhaufen der Plejaden durchlief. Das Bild oben zeigt eine Aufnahme aus dieser Zeit. Diese Passage ist zwar nun vorbei, doch wie die Grafik unten zeigt, lohnt auch heute Abend noch der Blick in Richtung Westen. Neben der Venus sehen wir mit bloßem Auge die Plejaden, sowie einen anderen offenen Sternhaufen links der Venus. Hierbei handelt es sich um die V-förmigen Hyaden mit dem bekannten rötlichen Stern Aldebaran (der aber nicht selbst zu den Hyaden gehört).

Erzeugt mit Stellarium
Diesen Bereich der planetaren Umlaufbahn, der sich zwischen den beiden Sternhaufen befindet, nennt man auch das goldene Tor der Eklipitk. Man sieht an dieser Grafik auch, wo wir uns überhaupt befinden, nämlich im Sternbild Stier (Taurus).

Die Venus scheint auf dem Bild oben durch die Plejaden durchzulaufen, doch zwischen diesen beiden Objekten liegen 420 Lichtjahre Entfernung! Die Plejaden, auch als M 45 katalogisiert, sind ein etwa 15 Lichtjahre durchmessender offener Sternhaufen aus mindestens 500 Sternen (eigentlich sind nur 197 Sterne sichere Haufenmitglieder, daneben gibt es viele Kandidaten. Demensprechend ist auch die Ausdehnung des Haufens nicht wirklich bekannt). Sterne bilden sich aus ausgedehnten Molekülwolken, doch das tun sie nicht allein: 80 bis 90 % aller Sterne entstehen gemeinsam aus einer riesigen Molekülwolke, die beim Kollabieren in einzelne Teile fragmentiert. Man kann das Alter solcher Sternhaufen ziemlich genau angeben, im Falle der Plejaden mit knapp über 130 Million Jahren. Dazu tragen die Astronomen die Mitglieder des Haufens in ein Diagramm ein, in dem die Leuchtkraft gegenüber der Temperatur aufgetragen wird. Die Sterne liegen dabei alle auf einer Linie, der sogenannten Hauptreihe. Da sich massereiche Sterne schneller entwickeln als massearme, verlassen die massereichen Sterne diese Hauptreihe zuerst. Die Astronomen wissen, wie lange ein Stern einer bestimmten Spektralklasse auf der Hauptreihe bleibt. Indem sie also schauen, bei welcher Spektralklasse die Sterne anfangen von der Hauptreihe abzuweichen, können sie das Alter des Haufens angeben. 

Ewig existieren offene Sternhaufen nicht. Die einzelnen Mitglieder sind nur lose aneinander gebunden und "verdampfen" gewissermaßen aus dem Haufen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass die Plejaden noch 250 Million Jahre existieren werden. Für uns Menschen ist das eine lange Zeit, doch aus der Sicht eines Sterns wie unserer Sonne nur eine Momentaufnahme.

Ob auch unsere Sonne in einem Haufen entstand und wenn ja in welchem, ist nicht bekannt. Der bisherige Kandidat, der Sternhaufen M 67 ist es jedenfalls nicht: Entstehungsort der Sonne muss neu gesucht werden.

Ich habe hier die hellen Sterne der Plejaden in der Aufnahme von Kopfgeist mal beschriftet:


Anders als viele andere Sternnamen sind diese nicht arabischen Ursprungs sondern spiegel ihre Herkunft aus der griechischen Mythologie wieder. Die Plejaden sind die Töchter von Atlas und Pleione, sieben an der Zahl, daher auch "Siebengestirn" genannt. Da man diesen nächstgelegenen Sternhaufen mit bloßem Auge sieht, ja er sogar regelrecht auffällt, war er der Menschheit wohl schon immer bekannt. Hinweise auf die Plejaden finden sich bei Hesiod, Homer, im Alten Testament und vermutlich auf der Himmelsscheibe von Nebra. In Japan heißen die Plejaden Subaru, woraus sich nicht zufällig das Emblem des gleichnamigen Autoherstellers ableitet.

Kleiner Tipp: Teleskopbesitzer werden von den Plejaden eher enttäuscht sein, denn mit einer Ausdehnung von 2° sind sie viel zu groß für das Gesichtsfeld des Teleskops. Es ist besser, man benutzt ein Fernglas mit Stativ.


*) Als Elongation bezeichnet man den Winkelabstand zur Sonne
**) Die Albedo ("Weißheit") bezeichnet das Rückstrahlvermögen


Literaturtipps: 
Keller: Kompendium der Astronomie Kosmos-Verlag
Keller: Kosmos Himmelsjahr 2012
Koch/Korth: Die Messier-Objekte Kosmos-Verlag
Stoyan: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Verlag

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