Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, meint heute jedes Kaff sich als "City that never sleeps" generieren zu müssen. In Dörfern wie Dossenheim (bei Heidelberg) spendet der Landfrauenverein Gelder für die Beleuchtung der Kirchen und selbst die Grünen stimmen im Gemeinderat nicht geschlossen dagegen (Es werde Licht: Dossenheim beleuchtet Kirchen, Rhein Neckar Zeitung). Diese Ausgabe von Earth from Space, ein Videopodcast der europäischen Raumfahrtbehörde ESA zeigt eindrucksvoll, wie die Belastung des dunklen Nachthimmels durch den Menschen von 1992 bis 2010 zugenommen hat.
Eindrucksvoll ist die Zunahme der Lichtverschmutzung in Osteuropa in Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs insbesondere Polens. Das sei diesen Ländern sehr sehr gegönnt, doch müssen wir uns ernsthaft überlegen, wie wir dieser Verschwendung von Energie und der Zerstörung des Naturguts Nachthimmel Einhalt gebieten können. Genau dies macht diese Fachgruppe der Vereinigung der Sternfreunde: Dark Sky - Initiative gegen Lichtverschmutzung. Aber auch auf lokaler Ebene setzten sich immer mehr Menschen für die Nachtdunkelheit ein: Initiative plant Sternenpark auf der Schwäbischen Alb. Vielleicht sollten sich mal Tourismusmanager darüber Gedanken machen, was für ein wertvolles Gut so manche Ferienregion mit einem dunklen Himmel hat.
Ein Problembewusstsein schafft möglicherweise auch die Earth Hour. Im Rahmen dieser Aktion werden weltweit für eine Stunde die Lichter ausgeschalten - jeweils zur lokalen Uhrzeit von 20:30 bis 21:30 Uhr. Es werden um so mehr Lichter ausgeschalten, wie Menschen daran teilnehmen!
Auf der Seite des WWF kann man auch eine Karte mit seiner Komune anzeigen lassen, vorausgesetzt, diese macht überhaupt mit. Man sieht, welche öffentlichen Gebäude für eine Stunde nicht mehr beleuchtet werden - in Heidelberg beispielsweise das Schloss und die Alte Brücke. Dossenheim wird seine dämlichen Kirchen wahrscheinlich weiter beleuchten, zumindest ist dieses Dorf nicht auf der Karte registriert. Der WWF mag eine andere Intention haben, als wir Sternfreunde, doch letztlich ist die Earth Hour auch eine Gelegenheit mal für eine Stunde die Sterne über der eigenen Stadt zu sehen - sofern das Wetter mitspielt.
Vom All aus wird der ESA-Astronaut André Kuipers die Earth Hour verfolgen: Turn off the lights, André will be watching. Vielleicht gelingen ihm ein paar coole Aufnahmen.
Linktipp: Hell wie die lichte Nacht
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