Radio mal anders: Quadrantiden hören

Es ist mal wieder so weit, unsere Erde kreuzt den Meteorstrom der Quadrantiden. Dabei handelt es sich um kleine Bruchstücke eines Kometen, dessen größter Überrest als Objekt mit der Nummer 2003 EH1 geführt wird. Wenn unsere Erde die Bahn dieser kleinen Körper kreuzt, leuchten am Himmel zahlreiche Meteore auf. Diese scheinen aus einer Richtung zu kommen, im Falle der Quadrantiden aus Richtung des Sternbildes Bootes. Dieses Sternbild steht derzeit früh am Morgen hoch am Südhimmel und morgen früh (04.01.) soll auch die Anzahl der zu den Quadrantiden gehörenden Meteore maximal werden. Na super, beste Gelegenheit vor Sonnenaufgang Sternschnuppen anzuschauen! Wer sich dabei auch noch für die Wissenschaft nützlich machen will, kann bei der NASA die "Meteor Counter"-App runterladen und seine Beobachtungen direkt abschicken.

Der Haken an der Sache: Das Wetter ist besch... und außerdem, wer will schon freiwillg vor Sonnenaufgang aufstehen, wenn man nicht sowieso muss? Aber auch das ist kein Problem, man kann die Quadrantiden auch hörbar machen, mittels Radar. Wie das geht, zeigt diese Skizze:

Credit: NASA, entnommen dem Artikel The Ghosts of Fireballs Past
Der Meteor besteht unter anderem aus einem langen Plasmaschweif, also aus ionisiertem Gas. Dieses reflektiert die Strahlung eines Radiosenders und dieser Reflex wiederum kann von einem Radioempfänger aufgefangen werden - und das funktioniert auch bei Wolken oder im hellen Tageslicht.

Als Quelle der Radarstrahlung fungiert das Space Surveillance Radar der amerikanischen Luftwaffe. Es befindet sich bei Lake Kickapoo in Texas. Die eigentliche Aufgabe des Radars ist die Suche nach Weltraumschrott und die Bahnverfolgung von Satelliten. Dazu erzeugt die 800 Kilowatt leistungsstarke Anlage einen Radiostrahl mit einer Frequenz von 216.98 MHz. Damit können nur zehn Zentimeter kleine Körper in bis zu 15.000 Kilometer Höhe erfasst werden.

Das vom Meteor reflektierte Signal empfangen kann theoretisch jeder, der im Bereich des Strahlungsfächers des Radars wohnt und eine geeignete Antenne aufstellt. Für uns macht das Stan Nelson aus Roswell, New Mexico. Dieses Bild zeigt die Yagi-Antenne auf seinem Dach:


Und dieses Bild zeigt sein zugehöriges technisches Equipment:


Für die technisch interessierten erklärt er seine Ausrüstung so:
"I'm currently tuned to 216.97927 MHz. using (USB) Upper Side Band on a ICOM R8500 receiver. The antenna is a 13 element yagi pointing east with a 15 degrees upward tilt. The receiver audio is sent to a ACER PC (Vista Windows) line input. The audio is encoded running Edcast using AAC at 16Kb. I have a 20 db. pre-amp at the antenna feeding about 50 ft of RG8."
Das Signal aus seiner Anlage wird auf der Seite Spaceweather Radio öffentlich zugänglich gemacht. Wir alle können also live mithören, wie die Radarstrahlen der Anlage des U.S. Space Command von den Meteoren reflektiert werden. Sie verraten sich durch ein kurzes Fiepsen, das bekommt man ganz gut raus, wenn man mal eine Weile zuhört.

Die Quelle der Signale und die Methode mag anders ein, dennoch fühlt man sich ein bisschen wie Jodie Foster in Contact:

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