Zwei Europäer im All

Großansicht (Credit: ESA/NASA)

Ich gebe zu, ich habe es verpennt. Schon um 5:59 Uhr unserer Zeit startete das Space Shuttle Discovery zur Mission STS-128. Auch wenn der Start heute früh war, war es doch eine Verspätung, denn schließlich hätte das Shuttle schon am Dienstag abheben sollen.

An Bord der Discovery befinden sich sieben Insassen, darunter auch der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang. Die sieben Himmelsstürmer sollen am Montag an die Internationale Weltraumstation ISS andocken und zu den sechs Astronauten der ISS-Bordmannschaft "Expedition 20" stoßen. Dann befinden sich mit Christer Fuglesang und dem Belgier Frank De Winne gleich zwei Europäer auf der ISS. De Winne befindet sich schon seit Ende Mai auf der Station. Christer Fuglesangs Flug zur ISS ist der 15. eines ESA-Astronauten in 8 Jahren.

Christer Fuglesang wird gemeinsam mit NASA-Astronaut John Olivas am zweiten und am dritten der drei während der Mission geplanten Außenbordeinsätze teilnehmen, die für Donnerstag, den 3. September und Samstag, den 5. September vorgesehen sind. Hauptziel dieser beiden Einsätze ist die Verlegung von mehr als 20 Metern Kabel an der Außenwand der ISS im Hinblick auf die Auslieferung des in Europa entwickelten Verbindungsknotens Nr. 3, "Tranquility", im kommenden Jahr.

Außerdem werden die Astronauten einen leeren Ammoniaktank (ATA), der zum aktiven
Temperaturregelungssystem der ISS gehört, abmontieren und ersetzen. Mit einer Masse von 800 kg wird dies der schwerste Gegenstand sein, den je ein einzelner Astronaut im Weltraum zu bewegen hatte. Unser Wikinger wird das schon stemmen!

Während eines für Dienstag, den 1.September geplanten weiteren Außenbordeinsatzes wird die europäische Technologieexperimentplattform (EuTEF), die derzeit an der externen Nutzlasteinrichtung des Columbus-Labors angebracht ist, abmontiert und im Hinblick auf ihre Rückkehr zur Erde im Frachtraum des Space Shuttle verstaut. Diese Wissenschaftseinrichtung mit neun Experimenten, bei denen Proben den rauen Bedingungen des Weltraums ausgesetzt, Werkstoffe getestet, die erdnahe Umgebung analysiert und Bildaufnahmen der Erde gemacht
wurden, war 18 Monate lang im Einsatz.

Darüber hinaus fliegt im Laderaum des Space Shuttle Discovery das in Italien gebaute Mehrzwecklogistikmodul (MPLM) "Leonardo" mit. Dieses Frachtmodul soll vorübergehend an den Verbindungsknoten Nr. 2, Harmony genannt, angedockt werden, um das direkte Umladen von Schränken, Ausrüstung und anderen Gegenständen in die ISS in einer druckgeregelten Umgebung zu ermöglichen. Christer Fuglesang wird für den Nutzlasttransfer verantwortlich sein, insbesondere für den eines wichtigen von der ESA entwickelten Geräts, der zweiten Gefriereinrichtung bei -80° C (MELFI 2) zur Lagerung von Proben und Versuchsergebnissen bei sehr niedrigen Temperaturen, die in das japanische Labor "Kibo" eingebaut werden und die Kapazität von MELFI 1 verdoppeln soll, die sich bereits seit 2006 im US-Labor "Destiny" befindet.

Zu der Nutzlast des Moduls "Leonardo" gehören zudem Lebensmittel, Kleidung, Wasser und zusätzliche Schlafkabinen für die Astronauten, die ebenfalls im "Kibo"-Labor untergebracht werden sollen.

Und natürlich C.O.L.B.E.R.T, eine nach dem Komiker Stephen Colbert benanntes Trainingsgerät. In diesem Video bedankt er sich bei der NASA auf seine Art:



Aber zurück zum Thema: Zwei Europäer im All!

"Als Christer Fuglesang das letzte Mal zur ISS flog, wurde er an Bord von einem ESA-Astronauten begrüßt, der eine sechsmonatige Mission absolvierte. *) Und auch dieses Mal wird ihn ein ESA-Kollege empfangen, nämlich Frank De Winne, der sich zurzeit für einen Langzeitaufenthalt auf der ISS befindet und demnächst ihr Kommandant sein wird. Wie ließe sich Europas starke Präsenz in der bemannten Raumfahrt besser veranschaulichen?"
sagte die Direktorin der ESA für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo, im Kennedy Space Center der NASA, und weiter:
"Einige unserer Astronauten bereiten sich gegenwärtig für zwei weitere ISS-Rotationsflüge und einen Space-Shuttle-Flug im Rahmen einer Fluggelegenheit der ASI **) vor. Gleichzeitig werden unsere jüngst ausgewählten neuen Astronauten in Kürze mit ihrer grundlegenden Ausbildung beginnen. Europäische Astronauten werden auch künftig ins All fliegen, und wir arbeiten Tag für Tag daran, unter anderem im Hinblick auf eine Verlängerung des Einsatzes der ISS die Bedingungen für eine Verstärkung der Rolle Europas in der bemannten Raumfahrt und in der Exploration zu schaffen."
Gut gebrüllt Löwin! Wäre da nur nicht die peinliche Situation, dass wir Europäer immernoch Taxikunden sind, weil uns das eigene "Auto" fehlt.
"Wir haben gegenwärtig nicht nur zwei Astronauten im Weltraum, die mit einer internationalen Mannschaft zusammenarbeiten, sondern auch Hunderte Wissenschaftler und Ingenieure hier auf der Erde, die die operationellen Wissenschaftseinrichtungen an Bord der ISS nutzen. Das Ernten der Früchte der von den ESA-Mitgliedstaaten getätigten Investitionen in die ISS ist mit der Erfassung echter wissenschaftlicher Daten aus Experimenten innerhalb und außerhalb der Station nun tägliche Realität"
,so jedenfalls der ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.

Das Space Shuttle Discovery wird voraussichtlich am Dienstag, den 8. September von der ISS abdocken und den NASA-Astronauten Timothy Kopra von der ständigen Bordmannschaft zur Erde zurückbringen. Kopras Platz an Bord der ISS wird seine NASA-Kollegin Nicole Stott einnehmen, die zur Besatzung des Fluges STS-128 gehört. Die Landung der Raumfähre in Florida ist für Freitag, den 11. September vorgesehen.

*) Preisfrage: Von wem wohl ist hier die Rede? Zu gewinnen gibt es nichts, der Rechtsweg ist trotzdem ausgeschlossen.
**) Sie meint die italienische Raumfahrtagentur Agenzia Spaziale Italiana

Quelle: ESA

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