Der Meteorit, den es nicht geben darf

Credit: NASA/JPL-Caltech/Cornell University

Über den Marsmeteoriten, den die betagte Roverdame Opportunity zufällig entdeckt hatte, wurde hier bereits berichtet: Der Fels im Sand. Nun hat sich Opportunity für ihr menschliches Personal den Meteoriten genauer angeschaut und ja, das wassermelonengroße Objekt ist tatsächlich ein Eisen-Nickel-Meteorit:
"There's no question that it is an iron-nickel meteorite,"
so Ralf Gellert, der für das Alphateilchen-Röntgenspektrometer von Opportunity verantwortlich ist. Bei dem Gerät handelt es sich um die Nase des Rovers, mit der die Dame die Elemente erschnüffelt, aus denen die Gesteine bestehen. Mit der ebenfalls am Roverarm befestigten Mikroskopkamera lassen sich sogar die für Eisen-Nickel-Meteorite charakteristische Widmannstätten-Struktur erahnen. Diese entsteht dadurch, dass sich die Elemente Eisen und Nickel in zwei verschiedenen Mineralien verbinden, die unterschiedlich widerstandsfähig gegen äußere Beeinflussung sind. Greift man den Meteoriten im chemischen Labor mit Säure oder auf dem Mars durch Winderosion an, arbeiten sich die Wachstumsgrenzen der beiden Eisen-Nickel-Minerale als die charakteristische Widmannstätten-Struktur heraus. Wassersüchtig, wie die NASA ist, versucht man nun durch die genauere mikroskopische Untersuchung der Oberfläche verschiedenen Grade der Erosion zu finden, die auf die Anwesenheit von Wasser deuten könnte.

Interessanter ist aber der Umstand, dass dieser Meteorit eigentlich gar nicht existieren dürfte. Er ist zu groß, um einen Sturz in der dünnen und somit wenig bremsenden Marsatmosphäre zu überleben. Entweder viel der Meteorit also bereits vor Milliarden Jahren, als die Marsatmosphäre dicker war oder es kommt in der Marsgeschichte doch zu Warmperioden, in der Kohlendioxyd-Eis ("Trockeneis") sublimiert und eine dickere Atmosphäre aufbaut. Im O-Ton des NASA-Wissenschaftlers Matt Golombek klingt das so:
"Consideration of existing model results indicates a meteorite this size requires a thicker atmosphere ... Either Mars has hidden reserves of carbon-dioxide ice that can supply large amounts of carbon-dioxide gas into the atmosphere during warm periods of more recent climate cycles, or Block Island fell billions of years ago."
Mit "Block Island" meint Matt Golombek übrigens den Meteoriten, denn so unprosaisch wurde er getauft. Da wünscht man sich ja fast Yogi zurück.

Wenn die Untersuchungen an Block Island beendet sind, wird Opportunity wieder ihre lange Fahrt zum Krater Endeavour aufnehmen. Sie hatte ihre wohl letzte Reise extra für den Fels am Wegesrand unterbrochen.

Quelle: JPL

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen