Endlich: Ein Sonnenfleck

Die letzten Monate und Jahre waren für Weißlicht-Sonnenbeobachter eine eher traurige Angelegenheit. Es gab nicht viel zu sehen. Die Sonne zeigte sich oft über Tage und Wochen hinweg makellos. Und wenn dann mal ein Fleck auftauchte, blieb er meist winzig klein. Erfahrene Beobachter können dann zwar nach wie vor die Granulation sehen, aber besonders für Einsteiger in die Sonnenbeobachtung und bei Vorführungen vor Publikum gibt die nackte Sonne nicht viel hier.

Zwar wußte man ja anhand des bekannten 11jährigen Fleckenzyklus, daß das Fleckenminimum anstünde, aber eben dieses Minimum wurde dann doch unerwartet ausgeprägt. Immer wieder mußten Prognosen den Beginn des neuen Zyklus nach hinten hinausschieben, und die Experten begannen zu rätseln, ob wir dabei sind, in ein neues Maunder-Minimum zu schlittern, eine Periode die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg erstrecken könnte, in denen keine oder nur wenige Flecken auf der Sonne erscheinen. Eine solche Phase hat die Sonne in der Zeit zwischen etwa 1645 und 1715 durchgemacht, in Europa assoziiert man diese Zeitperiode auch mit der sogenannten Kleinen Eiszeit, einer auffälligen Kälteperiode. Klimaforscher fangen in diesem Zusammenhang an, sich zu fragen wie es denn nun mit Zusammenhängen zwischen Sonnenaktivität und Erdklima steht. Bis heute ist nicht entgültig geklärt, ob Maunder-Minimum und Kleine Eiszeit miteinander in Zusammenhang stehen.

Derzeit ist es jedenfalls soweit, daß die Sonnenbeobachter jeden einzelnen Fleck, der auf der Sonne auftaucht, freudig begrüßen, so auch dieses Exemplar hier, das vor etwas über einer Woche erschien und sich zu einer prächtigen Fleckengruppe entwickelte.

Ausschnitt aus dem SOHO MDI-Bild der Sonne vom 1. Juni. Der größte Sonnenfleck seit langem zeigt sich. Image Credit: SOHO (ESA und NASA)

Wer übrigens trotz Sonnenfleckenmangel Spaß an der Sonnenbeobachtung haben möchte, der greift derweil zu Teleskopen, die die Beobachtung im H alpha Licht erlauben. Protuberanzen, dunkle Filamente und aktive Regionen würden sich zwar zum Aktivitätsmaximum noch viel stärker zeigen, sind aber auch derzeit immernoch häufig zu beobachten.

SOHO EIT-Aufnahme der Sonne vom 1. Juni im Licht des einfach ionisierten Heliums. Ein ähnliches Bild bekäme man in einem H alpha Teleskop zu sehen. Image Credit: SOHO (ESA und NASA)

Im Röntgenlicht zeigt die kleine aktive Region, die den Fleck umgibt, wie sie aufgebaut ist: Das ionisierte Pllasma verteilt sich entlang der Magnetfeldlinien, die aus der Sonnenoberfläche herausragen. Image Credit: SOHO (ESA und NASA)

Von unserem hübschen Sonnenfleck mußten wir übrigens schon wieder Abschied nehmen: Die Fleckengruppe hat sich innerhalb einiger Tage aufgelöst und die letzten Reste rotieren gerade aus unserem Bildfeld...

2 Kommentare:

  1. Darf ich mal ne Verständnisfrage stellen? Diese sogenannten Flecken sind doch nicht wirklich schwarz wie auf den einschlägigen Bildern, sondern das kommt durch den Filter und ohne würde einem das immer noch die Netzhaut wegbritzeln, oder?

    Auf den beiden unteren Bildern sind sie ja sogar heller als der Rest, desswegen komme ich drauf...

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  2. Ja, die Sonnenflecken sind ein bißchen kühler, als ihre Umgebung (so um ca. 2000 Kelvin), weshalb sie gemäß dem Stephan-Boltzmann-Gesetz weniger Strahlung emittieren. Daher erscheinen sie schwarz. Das ist einfach der Kontrast in der Strahlungsleistung. Genau genommen haben die Flecken aber eine Struktur: Der dunkle Kern ("Umbra") ist von einem weniger dunklen Rand ("Penumbra") umgeben.
    Die Sonnenflecken entstehen da, wo Magnetfelder die Photosphäre durchdringen. Diese Felder blockieren den Nachschub an heißem Material aus dem Inneren der Sonne, weshalb die Photosphäre lokal abkühlt. Die beiden unteren Bilder zeigen nicht die Photosphäre, sondern höhere Schichten. Dort heizen die Magnetfelder das Plasma auf. Obwohl also Sonnenflecken auf der Photosphäre dunkel sind, sind sie ein Hinweis auf Aktivitäten in der Sonnenatmosphäre.

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